Vom Grundrecht auf Arschlecken

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Und schon habe ich die Aufmerksamkeit.

Arsch ist einfach ein besseres Stichwort als „Nase“ oder „Hautfalte“.

Von sogenannter Qualzucht haben wir Hundebesitzer alle schon gehört.

Und das ist auch gut so, denn es wird Zeit für ein grundlegendes Umdenken in der Hundezucht.

Bei aller Vorausschaubarkeit beim Züchten optischer Merkmale wäre es wirklich leicht, die völlig verarmten Genpools der einzelnen Rassen mit frischem Blut aufzufrischen.

Das hieße konkret: Mischlinge zu züchten, die fast genauso aussehen wie die Rassehunde, aber mehr genetische Möglichkeiten haben, Erbkrankheiten zu tilgen und extreme äußerliche Merkmale wieder auf ein Normalmaß zu bringen.

Im Hintergrund höre ich gerade die Zuchtverbände schreien.

Ein echtes Problem wäre das nicht.

Ein bisschen mehr Variablen, auch im Verhalten, würden auftreten, aber es gibt durchaus Rassen, die man miteinander verpaaren könnte, ohne dass es groß auffallen würde.

Und ganz sicher auch Kunden, die diese „verunreinigten Generationen“ trotz des Risikos auf eventuell nicht ganz rassetypisches Verhalten oder Aussehen an sich nehmen und lieben würden.

Grundsätzlich könnte man so die Rassen erhalten und rückzüchten zu lebensfähigen Hunden mit den besten gesundheitlichen Voraussetzungen.

Und das, ohne auf unsere Rassen verzichten zu müssen.

 

Wir haben oft schon vergessen, was alles zu einem gesunden Hundekörper dazugehört.

Klar, dass ein kurznasiger Hund nicht so atmen kann wie der mit einer normalen Nase, ist ein alter Hut. Langweilig! Schnarch!..Oder besser: Grunz!

Dass „schlechter atmen“ immer noch nicht ok ist, nur weil es nicht „gar nicht atmen“ ist, hat auch der eine oder andere Besitzer eines sehr kurznasigen Hundes noch nicht verstanden.

Es gibt ein paar natürliche Grundbedürfnisse.

Atmen, Fressen, Kot und Urin absetzen, sich bewegen, in Kontakt mit Artgenossen treten können, sich verpaaren und gebären mit allem, was dazugehört.

Das, nur um mal die ganz ursprünglichen Dinge zu nennen.

 

Atmen heißt dabei dann auch atmen und wird oft verwechselt mit „nicht ersticken“.

Bewegen heißt, dass der Hund alle Gangarten ungehindert ausführen kann und das über lange Strecken.

Als Langstreckentraber kann auch ein kleiner, unverbauter Hund ganz locker zehn Kilometer am Stück trabend laufen.

 

Ein Hund, der nur traben kann und sich im Galopp auf die eigenen Ohren tritt, leidet unter seinen Qualzuchtmerkmalen.

Ebenso, wenn ihm der eigene Bauch am Boden schleift, er das Bein zum Markieren nicht heben kann und deswegen zu wilder Akrobatik und Selbstbepinkelung im Handstand greifen muss.

 

Ein Hund, der nur im Stehen schnüffeln kann, weil ihm sonst seine Hautfalten dank der Schwerkraft die Augen zudrücken, kann kein ungehindertes Hundeleben führen.

Ein Hund, der sich nicht mehr normal hinsetzen kann, weil seine Stummelbeinchen zu gerade und sein Körper zu massig ist, ist eingeschränkt in seiner Bewegung.

 

Ich wundere mich manchmal, wie zwei gerade nach vorne ausgestreckte Hinterbeine, die rechts und links an den Vorderbeinen vorbei ragen, oder ein permanent auf einer Hinterbacke sitzender Hund als körperlich uneingeschränkt bemessen werden können.

Auch weiß ich nicht, wie man es niedlich finden darf, dass der Hund nicht mehr in der Lage ist, differenzierte Lautäußerungen von sich zu geben, und jedes Bellen klingt wie eine lasche Badeente, auf die man versehentlich getreten ist, weil man auf dem Weg zur Dusche in sein Smartphone gestaunt hat.

Das ist nicht niedlich, das ist gemein.

 

Grundlegend könnte man also sagen, dass ein Hund alle Bewegungen ausführen können muss, wie sie im Ethogramm des Hundes beschrieben werden.

Dass er uneingeschränkt sehen und hören können muss.

Dass nichts an seinem Körper durch die pure Existenz anfängt zu schimmeln und zu modern, selbst wenn er ohne menschliche Hilfe leben würde.

Dass andere Hunde ihn als Hund erkennen und mit ihm in Kontakt treten können, ohne vorher einen Volkshochschulkurs in „Deuten schräger Gesichtsausdrücke“, „Akzeptanz absurder Körpergröße“ oder „Lippenlesen bei Vollverschleierten“ besucht zu haben.

 

Ebenso gemein finde ich es, wenn Hunde sich jeden Tag Kot und Urin in ihr eigenes Fell schmieren, weil ihr Haarkleid hintenrum zu eng am Ausgang sitzt und untenrum wie ein Vorhang vor der goldenen Fontäne weht.

Kleinen Hunden kann man Stubenreinheit beibringen, indem man sie in einer Box schlafen lässt, weil sie dann Bescheid geben, bevor sie sich ins eigene Kleidchen pinkeln.

Wie entwürdigend für einen erwachsenen Hund, permanent mit einer vollgeschmierten Hose herumzulaufen.

Und dann ist da noch die Sache mit der Reinigung.

Ein gesunder, junger Hund sollte sich problemlos selbst die Intimzone pflegen können.

Das gilt für beide Ausgänge und für Rüden wie Hündinnen.

Wenn eine läufige Hündin anfangen muss, im Schritt zu modern, weil sie ihr eigenes Blut nicht weglecken kann, dann ist das vollkommen unnötig.

Zu einem normalen Hundeleben gehört es nun einmal, sich am Arsch lecken zu können.

Wenn wir von Qualzucht reden, dann sollten wir deshalb weiter schauen als bis zum verengten Nasenloch oder der schimmelpilzbesetzen Maulfalte.

Um das zu erreichen und mit vielfältigen und trotzdem gesunden Hunderassen zu leben, können wir alle etwas tun.

Indem wir genau hinschauen und ein bisschen weniger in den Extremen suchen.

Es gibt große Hunde, die noch keine Ponys sind und kleine, die noch keine Meerschweinchen sind.

Es gibt kurz- und kastennasige Hunde mit normaler Atmung, Kurzbeinige mit Knien und Oberschenkeln und auch alle anderen in genau dem Stil, den man mag, und trotzdem sind sie gesund.

Wir alle lieben unsere Hunde und unsere Lieblingsrasse.

Zeigen wir es ihnen damit, dass wir ihnen von Anfang an das bestmögliche Leben bieten, was sie bekommen können, ohne jemand anderes sein zu müssen.

 

 

Dieser Text darf gerne geteilt werden, sämtliche Rechte verbleiben dabei bei der Autorin.

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